DIE PAGÉS

Meistens werden im Flamenco die Stars, die man kennen muss ja mit dem Vornamen gekennzeichnet, wenn man von ihnen spricht, wie Israel (Galván), Rocío (Molina), Belén (Maya) oder Andrés (Marín), da gibt es nur wenige Ausnahmen, wie zum Beispiel ‚La Pagés’, was ihr schon eine gewisse Sonderstellung einräumt, die ihr auch zusteht. Wenn ich flamencomässig einen Wunsch freihätte würde ich gerne noch einmal ihre Choreografie „Burlerías“ zur Musik von Tom Waits sehen. (Abgesehen natürlich davon Camarón kennen zu lernen). Diese bestimmt 30 Jahre alte Choreografie hat sich mir so eingeprägt, dass sie mich verfolgt wie ein Schatten.

©Javier Fergo
©Javier Fergo

PARADIES DER SCHWARZEN

Keine Ahnung ob das politisch korrekt ist, aber so wird der Titel ihres neuen Stücks wörtlich übersetzt. Der Programmzettel mit der Sinopsis war so kompliziert, dass ich beschloss ihn zu ignorieren, aber dunkel war es auf jeden Fall. So dunkel, dass es fast unmöglich wurde die Farben ihrer Kleider zu unterscheiden. Warum das wichtig ist? Weil es sonst schwierig wird die Frage zu beantworten :“Was war das, was sie gesungen haben, als sie das grüne Kleid anhatte?“. So könnte ich natürlich weiter lamentieren über fehlende Zusammenhänge, vermummte Frauen, zuviel Pathos und Rezitationen, schwierige Letras und ein Fin de Fiesta, das nicht zum Feiern einlud.

©Javier Fergo
©Javier Fergo

WAS ICH KÖNNTE

Ich könnte aber auch über das perfekte Bühnenbild sprechen, über die schönen Hände der Pagés, die sich aus dem Dunkel streckten um uns eine Lehrstunde in perfektem Kastagnettenspiel zu erteilen oder um das große rote Tuch, das wie eine Flamme um sie züngelt oder über die Tapferkeit mit der sich eine Diva der Einsamkeit stellt, aber auch das tue ich nicht.

©Javier Fergo
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DIE VI. SZENE: ESCENA VI Bailando con Jacqueline(Élégie de Fauré)

Was ich möchte, ist, mich immer an die eine Szene erinnern in der die Pagés in einem blauen Kleid auf einer Bank sitzt, oder auf einem Stuhl, dann gibt es noch eine Rollstuhl und ein Cello. Eine hinreißende Hommage an eine der größten Musikerinnen des letzten Jahrhunderts, an die Ausnahmecellistin Jaqueline du Pré in der Élegie in C menor, adaptiert und interpretiert von Sergio Menem. Hier ein kleiner Ausschnitt.

©Javier Fergo
©Javier Fergo

Die Pagés spürt dieser tragischen Geschichte nach und bringt sie auf den Punkt, diese Unvorstellbarkeit, dass eine hochbegabte Musikerin, die für alle, die sie kannten, unvergesslich bleibt, der Möglichkeit beraubt wird ihr Talent zu teilen und ihren Zauber zu versprühen. Mit 28 Jahren erkrankte sie an MS und sie starb daran mit 42 Jahren.

Nun diese Tragödie stellt María Pagés hier dar, diesmal ohne Pathos, sensibel, verständnisvoll, ästhetisch in einem magischen Moment.

„Paraíso de los negros“

María Pagés

20.05.2021, Teatro Villamarta

Festival de Jerez

www.festivaldejerez.es

Fotos: Javier Fergo

Text: Susanne Zellinger