„Mein unreiner Garten, der Garten Eden als Preis für die Rechtgläubigkeit, der Garten, der unrein wurde durch die Anziehungskraft des Menschen und sein Bedürfnis nach der Welt außerhalb, sein Wagemut, das Abenteuer, die Suche nach der perfekten Frucht, die Sehnsucht nach der verbotenen, der Versuchung erliegen und sich nicht an die Gesetze halten. Der Mensch mit seinen Fehlern. Aus dem Paradies verstoßen in einem kontinuierlichen Exodus, eine metaphorische Reise, das Exil des Flamenco.“ Andrés Marín.

©Javier Fergo
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Das Theater war nur mäßig besetzt, diesmal bestimmt aus dem Grund, dass die KursteilnehmerInnen aus dem Ausland fehlten, denn unter ihnen hat Andrés Marín viele Fans. Die Jerezaner sind nicht so begeistert, sie sehen lieber Dinge, die sie verstehen. Dass das hier nicht der Fall sein wird, weiß man schon vorher, Andrés hat sich schon seit langem das Wort „Freiheit“ auf die Fahnen geschrieben und als eigensinniger Skorpion pfeift er drauf, was die anderen sagen.

©Javier Fergo
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Ich habe fast alle seiner Stücke gesehen, manche davon – wie „Tuétano“ oder „La pasión según se mire“ – rufen in mir immer noch Bilder hervor, wenn ich an sie denke, ganz zu schweigen vom grenzgenialen „D.Quixote“, aber der ist ja auch noch nicht lange her.

Oberflächlich betrachtet ist „Carta Blanca“ im Vergleich dazu ja ziemlich einfach, aber das stimmt natürlich nicht. Denn auch hier ist vor allem die Musik komplex, durchkomponiert mit Versatzstücken aus anderen Genres wie dem Libertango von Astor Piazolla, mit Raul Cantizano an der E-Gitarre, der Klarinette von Javier Trigos, der Flamenco Gitarre von Salvador Gutierrez und der Perkussion von Daniel Suárez.

©Javier Fergo
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Und dann natürlich die Sänger. José Valencia mit seiner ungezügelten Kraft, er holt das Beste aus jedem Tänzer heraus, er lockt ihn, er verführt zuerst und dann fordert er ihn zum Duell. Diesen Dialog miterleben zu dürfen ist ein Geschenk. Denn in keinem Augenblick verliert er die Contenance, er ist immer elegant, aber unter der Oberfläche schlummert das Tier. Und das macht es so spannend.

Ganz im Gegensatz dazu Segundo Falcón, lyrisch, perfekt, wunderbar.

©Javier Fergo
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Und natürlich der Protagonist, das ist er sogar, wenn er am Boden liegt, seine Bühnenpräsenz ist stark, aber er hält sich auch nicht zurück, er gibt den Ton an. Wenn er seine langen Arme hebt und dann das Handgelenk nach vorne kippt, erinnert mich das immer an einen Schwan und das sind ganz besondere Tiere. Wie Andrés ja auch. Sein Über die Bühne Gleiten, seine Caprichos, von der Harlekinmaske über die Kuhglocken, seine Musikalität und sein sphärischer Cante, die Plastikfolie in die er am Ende schlüpft und seine Freude darüber, hier zu sein, seine Liebe zur Kunst und die Freiheit, die er uns gibt, seinem Ruf zu folgen.

Come

when I call you

I’ll dance for you

I’ll hide in the light

so you can’t escape

I’ll toss and turn

I’ll be tender

I’ll be wild

I’ll make your heart beat

I won’t close the door

Just show you my dance

Sing me a song

and

Come

when I call you

„Carta Blanca“

Andrés Marín

18.05.2021, Teatro Villamarta

Festival de Jerez

www.festivaldejerez.es

Fotos: Javier Fergo

Text: Susanne Zellinger