Morgen Abend wird Juan Fernández sein neues Stück um 18:30 in den Museos de la Atalaya präsentieren. Wir trafen den jungen Tänzer bei der Pressekonferenz im Consejo Regulador zu einem kurzen Interview.

Was werden wir denn morgen zu sehen bekommen?

In meinem Stück „De los Puertos“ werde ich Stile und Letras zeigen, die in Vergessenheit geraten sind, als Hommage an meine Stadt, El Puerto de Santa María. Von Tomás el Nitri oder El Negro de los Puertos, Sänger aus der goldenen Epoche, Stile wie die Corríos, ursprüngliche Cantes, die noch vor den Romances entstanden sind und Texte, die die jungen Leute nicht mehr kennen, aber in einer aktuellen Version.

Wann hast du denn zu tanzen begonnen?

Das war eigentlich purer Zufall. Ich ging mit meinen Eltern in eine Peña und sah ein Cuadro Flamenco und ich war so fasziniert, dass ich zu meiner Mutter sagte – Das will ich auch machen – und so hat alles angefangen.

Was haben deine Eltern dazu gesagt?

In meiner Familie gibt es keine Künstler und sie waren natürlich überrascht, aber in unserem Block wohnte eine Familie und einer von ihnen war Tänzer, Paco del Puerto. Er kam gerade von einer seiner Reisen zurück und eröffnete eine Tanzschule und da habe ich begonnen zu tanzen, ich war gerade 10 Jahre alt und ich habe bis heute nicht mehr damit aufgehört.

Würdest du dich als traditionellen Tänzer bezeichnen?

Ja, auf jeden Fall. Ich bewundere die Entwicklung, die der Tanz genommen hat, die Avantgarde und alles, aber meine Art den Tanz zu fühlen und zu verstehen ist traditionell.

Wer sind denn deine Vorbilder?

Oh, da gibt es viele. Frauen und Männer, ich liebe Antonio el Bailarín, Carmen Amaya oder Manuela Carrasco. Heute hatte ich das Glück mit Joaquín Grilo an einem Tisch zu sitzen bei der Pressekonferenz, bei ihm habe ich oft Unterricht genommen, er ist ein wirklicher Maestro, aber ich mag auch Andrés Peña, Antonio Canales oder Eva Yerbabuena um nur einige zu nennen. Sie sind mein Spiegel, aber ich versuche immer nur das zu machen, was ich wirklich will und wie ich wirklich bin.

Ist das heutzutage nicht sehr schwierig, wo man alles im Internet sehen kann?

Du musst einfach ein klares Ziel vor Augen haben, wissen, wer du bist und wohin du gehen willst. Aber klar, in den letzten Jahren mit der Pandemie gab es nichts anderes als die digitalen Plattformen, wir mussten uns alle damit zufrieden geben, aber ich habe den persönlichen Kontakt sehr vermisst.

Du lebst ja seit vielen Jahren in Sevilla ….

Ja, da hat man einfach mehr Möglichkeiten, sei es jetzt ein Studio zu finden oder auch Lehrer, ich tanze oft in den verschiedenen Tablaos und das wäre in El Puerteo einfach viel schwieriger.

Du hast mit Gitanos und Payos gearbeitet, siehst du da einen Unterschied im Tanz?

Ich verstehe, was die Leute meinen, wenn sie vom Baile gitano sprechen, aber ich mache da keinen Unterschied, Kunst bleibt Kunst und in ihr gibt es so viele Farben und Diversität, dass es nicht nötig ist ein Etikett drauf zu kleben. Wenn man gut arbeitet, mit Liebe und Hingabe, ist es egal ob du Gitano oder Payo bist. Der Flamenco kommt aus der Kultur eines bestimmten Gebiets und Jerez ist dafür ein gutes Beispiel: Hier tanzt ein Obstverkäufer dir eine Bulería genauso wie der Bankdirektor oder ein Straßensänger. Der Flamenco ist hier omnipräsent.

Morgen Abend werden wir also ein Stück sehen, das den Stempel dieser Erde trägt, aber es hat keinen Handlungsstrang, nicht wahr?

Genau. Die Basis ist die Musik von Miguel Pérez und die Stühle auf der Bühne repräsentieren die verschiedenen Stile und Texte. Mit ihnen werden wir spielen und dadurch den Bühnenraum verändern. Es ist ein traditionelles Flamencostück, also weder ein Recital noch gibt es eine Handlung.

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