¡Gira Corazón! – Carmen Cortés und Lorca – eine vergebliche Suche
Im Mittelpunkt dieses Stücks steht ein Treffen von Freunden, das im Haus des chilenischen Diplomaten in Spanien, Carlos Morla, während der Zweiten Republik stattfand, ein Ort, an dem der Dichter Federico García Lorca, der gerade aus Havanna angekommen war einige Seiten seines Stücks „El público“ vorlas.

Auf der Bühne finden in der Dramaturgie von José Ramón Fernández und Carmen Cortés zehn Momente dieser Begegnung statt, in denen unter anderem die Tänze von La Argentinita zu Lorcas Stück „El maleficio de la mariposa“ und die „Romance de la monja gitana“ nachgestellt werden. Durch diese Szenen versucht Carmen Cortés, Lorcas volkstümliche Seite – fröhlich und gitano- mit seiner New Yorker und tragischen Seite zu verbinden. So vereinen sich die Avantgarde des Dichters und seine Reinheit in den Sonetten mit Tanz, Cante Jondo und Volkslied.

 

©Javier Fergo
©Javier Fergo

So weit so gut. Was jedoch daraus entstand war ein verwirrendes Schauspiel aus fantasielosen Choreografien, Gruppenchoreografien aus der Anfängerklasse der Flamencoakademie, Übergänge, die keine waren, Ideen, die jeder Grundlage entbehren oder keinen Sinn ergeben, Projektionen, die nicht einmal farblich auf die Kostüme abgestimmt waren und so viel mehr, dass Fremdschämen angesagt war.

Ob jetzt sechs Schmetterlinge planlos herumschwärmten, die Schuhe an und ausgezogen wurden, acht Cajons auf die Bühne und wieder weggetragen wurden oder der arme Ignacio unter Aufbietung aller Kräfte hinter den Vorhang geschleppt wurde, es war alles ein Jammer.

Vier Männer in Röcken waren wahrscheinlich der Tribut an die angekündigte Avantgarde, ihre Performance mit dem Mantón eine Farce und die Soleá von Carmen Cortés am Ende keine Erlösung.

©Javier Fergo
©Javier Fergo

14 Tänzerinnen, drei Gitarren, zwei Sänger, ein Pianist und ein Perkussionist hatten zu tun, das Stück über die Runden zu bringen und das ergebene Seufzen der Aficionados zu übertönen und ich kann dazu nur sagen, es tut mir leid. Denn es war da sicher ein Wunsch dahinter und eine Illusion, viel Arbeit und der Wille etwas Schönes zu schaffen, aber wie gesagt, es tut mir leid, nicht immer gelingt das, was wir uns wünschen, warum auch immer.

¡Gira Corazón! Bailando con Lorca en la Edad de Plata

Compañía Carmen Cortés

20.02.2022 Teatro Villamarta

Fotos: Javier Fergo

Text: Susanne Zellinger