Ein südspanisches Zuhause für Trakehner: Yeguada Sierra Norte

Interview mit Juan Berges Torres, Eigentümer des einzigen Trakehnergestüts Spaniens.

Woher kommt deine Leidenschaft für Pferde?

Schon seit ich klein war fühlte ich mich zu Pferden hingezogen. Wir verbrachten die Sommer auf dem Lande und da gab es immer Pferde, Esel, Maultiere auf denen man reiten und sich Abenteuer ausdenken konnte, Cowboy und Indianer, Pony Express, Buffalo Bill ….Nachdem ich mein Studium abgeschlossen hatte, beschloss ich, die klassische Dressur zu studieren mit meinem Meister Luis Ramos-Paúl. Zuvor organisierten wir Wanderritte mit Freunden, die unsere Leidenschaft teilten.

Kannst du mir mehr über die Anfänge deines Gestüts erzählen ?

2005 kauften wir die Finca El Zurrador, in Fuenteheridos (Huelva), ein wunderbarer Ort um Pferde zu züchten. Dort begannen wir mit ein paar verschiedenen Warmblutstuten. Wir züchteten aus Liebhaberei, um Fohlen für uns und unsere Freunde zu bekommen, ohne weitere Bestrebungen.

2010 hatten wir ein ziemlich traumatisches Erlebnis mit einer englischen Pächterin auf unserer Finca, nach dem wir uns um 30 Pferde, 24 von ihnen reinrassige Trakehner, kümmern mussten. Die Pächterin hatte die Tiere selbst aus schlechter Haltung gerettet, konnte aber alleine nicht für diese große Zahl von Tieren sorgen. Zuletzt war der Zustand der Tiere und der Finca so katastrophal, dass wir sie überreden konnten, zu gehen. Wir sorgten dafür, dass die überlebenden Tiere sich körperlich und seelisch erholen konnten, dass sie Papiere bekamen, dass sie angeritten und an neue Familien vermittelt werden konnten.

Dieses Erlebnis brachte uns neue Freunde und die Ehrenmitgliedschaft beim britischen Trakehnerzüchter Verband (TBF) und wir durften eine großartige, uns bis dahin unbekannte Pferderasse kennenlernen: den Trakehner.

Wir behielten einige Stuten und einen Hengst und begannen Trakehner zu züchten, immer mit der unersetzlichen Unterstützung von Erhard Schulte vom deutschen Trakehner Verband.

Du bist der einzige Trakehner Züchter in Spanien. Warum Trakehner?

Weil diese Rasse alle Charakteristika vereint, die ich in einem Pferd suche: Intelligenz, Sensibilität, Rittigkeit, Schönheit, Sanftheit … Wie Terry Hide von TBF sagte: „Es sind Pferde, die Menschen lieben.“

Wie reagierte dein Umfeld auf deine Entscheidung, Trakehner zu züchten, anstatt reinrassige spanische Pferde (PRE)?

Mit Unverständnis. Aber jetzt, wo die anfänglichen Schwierigkeiten und Fehler überwunden sind, wo die Rasse ein wenig bekannter ist und einige unserer Pferde in anderen Ställen ihren Wert als Sport- und Turnierpferde beweisen, fangen wir an, ein wenig Anerkennung zu ernten. Wir scheinen doch nicht so verrückt zu sein, wie die Leute dachten …

Ist die andalusische Pferdewelt konservativ?

In Andalusien ist das Pferd auf ganz beeindruckende Weise Teil der Volkskultur. In den meisten unserer Feste und Traditionen ist das Pferd präsent.

Allerdings: abgesehen von der Doma Vaquera haben die sportlichen Disziplinen wie Dressur, Springen oder Vielseitigkeit wenig Rückhalt in der Bevölkerung.

Das wirkt sich auch auf jene Gestüte aus, die sich der Zucht von Sportpferden verschrieben haben.

Hast du ein Lieblingspferd?

Ja, Parsifal (Ex-Van Gogh), ein elfjähriger Trakehner, den ich 2013 in Alicante einem skrupellosen Pferdehändler abgekauft habe. Der Trakehnerverband hatte mich um Hilfe gebeten, nachdem eine Frau das Brandzeichen des armen Parsifal erkannt hatte. Ein weiteres traumatisches Ereignis mit glücklichem Ende!

Fällt es dir schwer, dich von einem Pferd zu trennen?

Nicht, wenn ich die Sicherheit habe, dass es in gute Hände kommt. Wenn wir irgendwelche Zweifel haben, bevorzugen wir es, einen anderen Käufer zu suchen. Wir hatten schon Fälle in denen wir Pferde zurückgekauft haben, manchmal sogar zu einem höheren Preis …

Wie wählst du die Deckhengste für deine Stuten aus?

Oh, die Millionenfrage …

Obwohl der Trakehnerverband in Neumünster weit weg ist, versuchen wir uns auf dem Laufenden zu halten. Wir versuchen immer die repräsentativsten Hengste der einzelnen Zuchtlinien auszuwählen. Weiters zählen wir auf die Hilfe von unserem Freund Erhard Schulte und unserem Bereiter Don Enrique Pina.

Welche sind deine Hoffnungen für die Zukunft?

Wir hoffen darauf, gute Sportpferde zu züchten, die das Potential ihrer Rasse voll entwickeln können und auf die Anerkennung der Reiterinnen und Reiter. Und diese Zukunft scheint stetig näher zu rücken.

Juan Berges Torres

http://www.yeguadasierranorte.es