La tímidez de los árboles

Ein schwieriges Stück, sagten sie. Nein, sagte ich, schwierig war „Un cuerpo infinito“ von Olga Pericet. Das hier war einfach. Das war auch der Plan. Einfach sollte es sein. Aus dem Pressetext: die Herausforderung des Nichtstuns, die Herausforderung des Wartens, des Zuhörens und des Respektierens des Atemholens des anderen, des Raums des anderen.

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Und da wird es nun doch schwierig – wenn etwas gefordert wird von dem man von vornherein weiß, dass es unmöglich ist, um ein Beispiel zu nennen: Ich bin mit einem Mann zusammen, der notorisch unpünktlich ist, das ist sozusagen eines seiner Wesens bestimmenden Merkmale. Warum auch immer. Jedes mal wenn ich mich mit ihm verabrede, bitte ich ihn um Pünktlichkeit und bin selbst schon vor der Zeit am vereinbarten Treffpunkt.

Er kommt natürlich zu spät und unser Rendez-vous endet in einem Streit, der unabwendbar ist.

Nun ähnlich ist es, wenn Belén Maya ankündigt, sie spiele nur eine Nebenrolle, mache fast nichts und Juan Diego Mateos stehe absolut im Vordergrund. Der hervorragend spielte, in dieser zurückhaltenden, wunderbaren Folge von Tönen, Andeutungen und Melodien. Wenn Belén auf der Bühne steht ist es aber schwer, Protagonist zu sein, noch dazu, wenn sie diese in keinem Moment verlässt und sei es auch nur um Kleidungsstücke zusammenzufalten. Ihre Präsenz ist einfach zu stark, auch wenn der Teil des Publikums, der ihren Weg in den letzten Jahren nicht verfolgt hat, sich etwas anderes erwartet hatte.

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Belén Maya ist im Moment mit anderen Dingen beschäftigt, sie will aus einer Rolle heraus, will andere Teile ihres Frau – und Künstlerseins betrachten und kritisch hinterfragen. Und das macht sie hervorragend in ihren Vorträgen und Artikeln, sie ist eine intelligente Frau. Ob das Format, das sie hier mit „NI TÚ NI YO“ gewählt hat, das ideale war, bleibt dahingestellt.

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Vielleicht gibt der Titel dieses Artikels einen kleinen Hinweis auf die Regieidee, diese „Stille der Bäume“, die in sich ruhend da sind mit ihrer großen Kraft, aber sich nicht gedrängt fühlen, aktiv zu werden, außer sie werden vom Wind dazu gezwungen. Diese Wiederholung von Alltagshandlungen, die tausendmal in einem Leben verrichtet werden und meist nicht beachtet werden, können zum Instrument des Protestes werden, des Widerstands gegen ein aufgezwungenes Sein. Diese nachdrückliche Langsamkeit des An – und Ausziehens von Kleidern zu einer passiven Aggression und das willkürliche Übereinanderstreifen von drei Batas de Cola ist wahrscheinlich die Bürde einer Vergangenheit, mit der es irgendwann ein Ende haben muss.

Vielleicht ist ja alles noch viel einfacher. Vielleicht.

Juan Diego Mateos und Belén Maya: Ni tú ni yo

Sala Paúl, 27.02.2020

Fotos: Javier Fergo