Strange, strange things are going on

„Peculiar“ heißt auf deutsch „Eigenartig, speziell“, also jemand, der von der Norm abweicht und so weit ist der Titel verständlich, wenn wir uns die ProtagonistInnen diese Stückes ansehen:

Tomás de Perrate, dieer unglaubliche Cantaor aus Utrera und eigentlicher Protagonist, die Harfinistin Ana Crisman aus Jerez de la Frontera, Rycardo Moreno, Gitarrist aus Lebrija, der mit dem Hut, der Multiinstrumentalist Miguel Martín Árbol, El Choro, großartiger Tänzer und der einzuge Gitano mit Sommersprossen, den ich kenne, die Tänzerin Julia Acosta, die einen völlig überflüssigen Text rezitieren musste und uns daran erinnerte, dass wir Frauen sind und unsere Daseinsberechtigung haben und natürlich Ana Morales, sehr besonders, sehr gut in Form und sehr verwirrt.

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Verwirrt in dem Sinn, dass es so viele Richtungen gibt, in die sie gehen könnte, so viele Themen, die sie interessieren, so viele Geschichten, die sie erzählen möchte und zu viele Schubladen , in die sie nicht gesteckt werden möchte.

Das alles spiegelt sich in „Peculiar“ wieder, Zu viel, zu schnell, zu laut und doch zu wenig, zu träge, zu verhalten. Wenn ich schon diese Supertalente auf der Bühne vereinige, muss ich sie auch nützen und ihre Qualitäten zum glänzen bringen, in diesem Fall waren sie, außer Perrate, ziemlich austauschbar und fanden in diesem Chaos auch nicht ihren Platz.

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Die Farbe Grün half jetzt auch nicht weiter: Grün vereinigt die Gegensätze und Bedeutungen von Gelb und Blau: Kälte und Wärme, Freude und Vernunft, Intellekt und Intuition, Aktivität und Passivität.

Im Baumax steht bei Grün: Grün hat eine beruhigende und entspannende Wirkung auf Menschen und eignet sich dadurch hervorragend als Wandfarbe.

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Nun war die dominierende Farbe hier aber Giftgrün, dessen Name von einem Farbpigment kommt, das im 19. Jahrhundert in Tapeten, auf Textilien, bei Spielzeug und sogar in Lebensmitteln verwendet wurde und dabei so toxisch war, dass es verboten werden musste.

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Warum Ana Morales diese Farbe gewählt hat, ist eine interessante Frage, finde ich. Warum sie sich so fallen lässt und doch alles kontrolliert, warum sie immer die Jacken der Männer anzieht und ob sie das Gefühl hat wir Frauen werden zu wenig beachtet, warum sie auf der Bühne raucht und warum sie nicht alle außer Perrate von der Bühne schubst und alleine tanzt. Dann wäre ich jetzt nicht so unzufrieden und viele andere auch nicht.

Ana Morales „Peculiar“

Teatro Maestranza, 16.09.2022

www.labienal.com

Fotos: Claudia Ruiz Cano

Text: Susanne Zellinger