Andrés Marín: Yo soy

Was in der Oper schon gang und gäbe ist, zumindest bei uns, fand im Teatro Maestranza seine Flamencopremiere. Übertitel für den Cante, was für eine großartige Idee, projiziert auf eine der Skatebahnen auf der Bühne, sodass man sich auch nicht den Hals verrenken musste um sie lesen zu können. Rosario La Tremendita hatte ja schon im Interview angekündigt, wie viel es ihr bedeute, dass die Zuschauer ihre Texte verstehen können, handelte es sich doch um Texte von delikater Schlichtheit, die mit viel Sorgfalt ausgesucht wurden und ohne die viele der Szenen schwierig zu verstehen gewesen wären.

No estoy buscando
la gloria
Siempre camino
lejos del sol

Andrés Marín war immer schon ein einsamer Jäger, eigensinnig, stur, kampfbereit aber hoch sensibel. Sein „Tuétano“ mit den Texten von Antonin Artaud hat mich zutiefst erschüttert und auch sein Don Quixote ging mir nahe. Denn obwohl es auf der Bühne hoch her ging war die Einsamkeit der Hauptfigur so offensichtlich, wie die des Gladiators in der Arena. Nach und nach entledigt er sich aller Accessoires wie der Boxhandschuhe, der Rüstung und der Kleidung, bis er nackt vor uns steht, begleitet von der Letra

Mi alegría está dentro
y nadie puede alcanzarla.
y lo que tengo
es mío.

Andrés Marín © Óscar Romero · 014

Die Auswahl der Künstler/innen, die mit Andrés Marín auf der Bühne stehen hätte besser nicht sein können, allen voran Rosario La Tremendita, die Zeremonienmeisterin, die im Zelt, auf dem Boden, hoch oben mit Helm auf dem Kopf, boxend und mit dem E-bass sich selbst begleitend die Szene beherrscht und egal, was sie singt, sich nicht um einen Viertelton daneben bewegt, sensationell, davon hätte ich gern ein Tape.

Gern hätte ich auch eine Videoaufnahme von dem, was Patricia Guerrero in Fußballschuhen, auf dem Roller, im Latexanzug oder mit dem Degen in der Hand in der erfrischenden Kraft ihrer Jugend da vertanzt, auch wenn sie sich auf Andés mit einem reizenden Pas de deux einlässt, sie kann nur gewinnen. Abel Harana, der junge Tänzer aus Sanlucar de Barrameda bleibt zwar meist im Hintergrund, wenn es ihm aber gelingt, die Szene zu erobern, ist er großartig, denn zu den schwierigsten Dingen im Flamenco gehört, die Zuschauer zum Lachen zu bringen, und das gelingt ihm sogar mehrere male.

Die Musiker, allen voran der Perkussionist Daniel Suárez sind hervorragend, Bühnenbild, Kostüme und Regie ebenfalls und wenn etwas zuviel war, dann die Projektionen aus den 50-er Jahren mit ihren nervigen Bildern und Slogans. In jeder Hinsicht ein bemerkenswerter Don Quixote, Flamenco hin oder her.

Fotos: Óscar Romero

Text: Susanne Zellinger, erschienen in ANDA 136