Das haben verregnete Sonntage so in sich. Man sitzt am Sofa, schaut aus dem Fenster uns weiß nicht wirklich etwas mit sich anzufangen, also beginnt man aufzuräumen. Ich zumindest. Ich begann ganz oben, also im letzten Stapel, meiner letzten Reise nach Sevilla. Als erstes fiel mir der Soundtrack eines neuen Films in die Hände und ich legte die CD auf.

Total schön. Tientos, Tangos, Soleá por Bulerías und eine Nana. Daneben grub ich weiter in den Kisten. Doch halt, was ist das? Wunderschöne Texte, ganz neu. Noch nie gehört. Also noch mal von vorn. Großartig, reine Poesie, Gedichte über das Leben. Mein Leben. Veränderungen, Erinnerungen, Wahrheiten und Lügen. Tränen und Lachen. Sehnsucht und Innehalten. Warten und Vergehen. Zu schnell, alles viel zu schnell und doch alles gelebte Zeit.

Wie schnell das Leben vergeht

Wie verrückt die Dinge oft sind

Wie einsam die Inseln

Und sie haben nicht bemerkt

Wie sehr sie einander brauchen.

Das größte Glück und der tiefste Fall, das Verzweifeln und das Zweifeln, die Unsicherheit, ob sich das alles noch ausgeht, ob doch noch alles gut wird, wie man dir versprochen hat, als du noch ein Kind warst und der Augenblick, in dem du spürst, wie die Kräfte wiederkehren und du den Kopf wieder hebst, weil du dein Leben liebst, du hast ja nur eins.

Du spürst das Blut in deinen Adern

Da ist wieder deine Kraft und die Lust zu leben

Hör zu, was ich sage

Wenn sie behaupten, dass es keinen Ausweg mehr gibt

Dann flieg einfach weg.

Wo ist eigentlich die Kiste mit den Flamencokleidern? Runter in den Keller und rauf mit der Kiste, wow, da sind sie ja alle, auch das rote Halstuch, hab ich das jemals getragen? Hoffentlich gibt es kein Foto davon. Die Zeitzeugen haben es gnadenhalber schon vergessen. Zur Sicherheit ruf ich einen an. Rotes Halstuch? Nie gesehen. Na dann…

Su's Tuch

Schau, das ist doch ganz einfach

Wenn du dein Herz öffnest

Weht dir eine sanfte Brise ins Gesicht

Schau mal, mein Tuch

Das rote, leg es dir um

Wenn du es um den Hals trägst

Wird es deine Farbe verändern.

Ganz unten liegt das beige Kleid, das ich nie mochte, wegen der Farbe natürlich, aber jetzt liegt es schon seit Jahren da drin und ist so glatt wie ein frisch gebügeltes Bettuch. Außerdem hab ich gern drin getanzt. Wahrscheinlich weil es so elastisch ist, dass ich, wie man sieht, immer noch reinpasse. Und ja, ich muss zur Pediküre.

Su's Füsse

Die Zeit sagt es dir:

Verlier dich nicht,

tanze, sei du selbst

Vergiss die Dummheiten und die Einsamkeiten

Wir haben viel zu feiern.

Alle Texte: David Montero.