Nachdem ich mich in letzter Zeit durch meine Arbeit am Jahrbuch Flamenco Divino mit Manuel de Falla beschäftigt hatte, fiel mir plötzlich Israel Galván und sein Stück „El Amor Brujo“ ein, das ich in Jerez gesehen hatte und das mir so ganz und gar nicht nahe ging. Es flog förmlich an mir vorbei und ich vergaß es kurze Zeit später.

Meine Zuneigung zu Israel Galván, ja sogar mein Interesse lag wie in einem ausgetrockneten Tal danieder, leblos und vertrocknet. Schon „La Fiesta“ hatte mich in tiefe Verwirrung gestürzt und ich konnte mich von ihr nur sehr schwer erholen.

Wie aus weiter Ferne erreichten mich Neuigkeiten über seine Arbeiten, da war „Gatomaquia“, ein Stück, das er im Cirque Romanés in Paris aufgeführt hatte, ein anderes, „Israel&Israel, das mit künstlicher Intelligenz zu tun hatte und erst vor kurzem horchte ich wieder auf.

„Le Sacre du Printemps“, eines der bahnbrechenden Musikstücke des letzten Jahrhunderts lag nun in seinen Händen. Unmöglich daran zu denken ohne die Choreografie von Pina Bausch vor Augen zu haben, begann ich zu recherchieren und siehe da, gerade in diesen Tagen tritt er damit im Théâtre de la Ville de Paris auf.

Die berühmte Partitur wird hier auf zwei Klavieren von Cory Smythe und Sylvie Courvoisier gespielt, die auch Komponistin und künstlerische Architektin dieser Consagración ist. Mit ihr hatte er in „La Curva“ 2010 zusammen gearbeitet, einem seiner besten Stücke. Damals entstand auch schon die Idee zu diesem Sacre, der „Consagración“, wie es auf Spanisch heißt.

Sie improvisierte auf dem Klavier einige Takte und seitdem nähern sie sich dem Werk an, machten Improvisationen daraus. Acht Minuten dieses Duos waren in einer Nacht mit kurzen Stücken in der Opéra de la Bastille zu sehen, im Kopf von Israel entstanden die ersten Bilder dieses rhythmischen, ungestümen Stücks, das sie fast 10 Jahre später realisierten.

„Ich bewundere Nijinskis Positionen für La Consagración sehr, ich habe seine Choreographie immer als sehr flamenco, sehr perkussiv gesehen. Ich mag es wirklich, mich in ein Instrument zu verwandeln, auf der Bühne zu sein, Musik und Vibrationen auszustrahlen und nicht nur als tanzender Körper. In diesem Werk bin ich viel mehr als ein Tänzer, ich bin die beiden Perkussionen, die Strawinsky sich vorgestellt hat“, sagt Israel in einem Interview.

Die Premiere fand im November 2019 im Théâtre de Vidy in Lausanne statt, bis zum 15. Januar 2020 ist es im Théâtre de la Ville de Paris zu sehen, am 15. Mai 2020 im Théâtre de Nîmes, für Spanien gibt es noch keinen Termin, aber ich werde Sie auf dem Laufenden halten. Es wird wieder spannend.

Text. Susanne Zellinger/ Foto: Félix Vázquez aus „La Curva“