Festival de Jerez: Farruquito

Der Zauber des Vergangenen

Oh ja, ich verstehe diesen Zauber. Das schrieb ich vor vielen Jahren, als ich noch nach München fuhr, um Farruquito zu sehen:

Bei Juan Manuel Fernández Montoya “Farruquito” reicht eigentlich der Name, der Titel des Stückes spielt in Wirklichkeit keine Rolle. Er kehrt zu einer Tradition des Flamenco zurück, in der der Name der Künstler allein schon die Theater füllte. Es ist ein völlig anderes Konzept als jenes der durch choreografierten Stücke, die eine Geschichte erzählen wollen. Was nicht heißt, dass Farruquito keine Geschichte erzählt, aber seine ist eine von ihm selbst erlebte: die seiner Familie, die der Gitanos, die der großen Künstler/innen, die alle den Namen seines Großvaters im Hintergrund haben, des großen Farruco.

Mit Alma nueva kehrte er gestern ins Theater Villamarta zurück. Mit seinem Sohn Juan El Moreno, der den Namen von Farruquitos Vater trägt, der viel zu früh verstorben ist. Und dessen feine Züge Farruquito als einziger geerbt hat. Und irgendwie ist er auch immer noch der kleine Junge, der müde von der Schule nachhause kam und danach mit Farruco ins Studio gehen musste um zu üben.

Ins Villamarta kam er mit großem Getöse. Mit zwei Sängerinnen, zwei Sängern, zwei Tänzerinnen, einem Piano, Perkussion und dem großartigen Gitarristen Manuel Valencia aus Jerez, der hier aber nur die zweite Geige spielte (die hat diesmal Gott sei Dank gefehlt).

Warum, fragte ich mich, warum kann er nicht einmal sich darauf verlassen, was er am besten kann: seine Kunst und seinen Zauber zu nützen ohne mit ohrenbetäubendem Sound alles zuzudecken.

Wenn man die Videos seines Großvaters sieht, dann ist da Gitarre, Cante und Palmas. Er vertraute seiner Kunst. Er brachte mit einer Handbewegung das Publikum zum Schweigen. Farruquito könnte das auch. Er hat diese Magie und er hat diese Kraft und das Charisma.

Aber nicht das Selbstvertrauen. Seine Zapateados gehen unter im Lärm seiner Begleiter. Sogar El Bola versinkt in der Menge.

Juan El Moreno ist noch ein Kind. Er ist Erde, Farruquito ist Luft. Was für mich an diesem Abend bleibt, ist jener erste Moment in dem die beiden alleine auf der Bühne stehen. Vater und Sohn. Was für eine wunderbare Geschichte. Erzählt sie, möchte ich sagen: Erzählt diese Geschichte. Und sonst nichts.

Farruquito y Juan El Moreno

Alma Nueva

02.03.2024

Teatro Villamarta

www.festivaldejerez.es